Nüchtern betrachtet schon eine
absurde Vorstellung: Man hat eine Stadt, teilt sie und baut um einen
Teil eine Mauer herum. Als ob das nicht an sich schon kurios genug
ist, entwickelt sich das Leben in diesem Archipel vollkommen getrennt
von dem ihn umgebenden Umland – Eine vollkommen andere Welt,
sozusagen. Wie lebt es sich dort? Was für teils skurrile
Begebenheiten ergeben sich durch diese Besonderheit? Was sind das für
Menschen dort und was bewegt sie so? Die Autorin, aufgewachsen in
Berlin (West), gewährt Einblick...
Das Buch „Die halbe Stadt, die es
nicht mehr gibt – Eine Kindheit in Berlin (West)“, der Autorin
Ulrike Sterblich, gibt Einblick in den Alltag, umgeben von einer
Welt, in der es schon zum Politikum wird, ob es nun Berlin, Berlin
(West) oder Westberlin heißt, ob man S-Bahn fährt oder doch lieber
U-Bahn, was es heißt, wenn es heißt „Letzter Bahnhof...“.
Erzählt aus der Sicht eines Kindes und
einer Jugendlichen, rückblickend reflektiert, führt uns die Autorin
durch eine Welt, in der bestimmte Kuriositäten zum Alltag gehören.
Erst der Blick von Außen, sei es durch Besucher oder mit gewissem
eigenen Abstand, zeigt diese Besonderheiten auf.
Neben den ganz alltäglichen Dingen,
die ein Kind oder eine Jugendliche so beschäftigen, erscheinen immer
wieder Dinge, die teilweise absurd, manchmal erheiternd, auf jeden
Fall aber interessant erzählt sind, abseits der großen Politik und
doch mittendrin. Vieles wurde von vielen Leuten über diese Stadt
geschrieben, aber hier haben wir aus erster Hand, was es hieß, seine
Kindheit und Jugend zu verbringen, inmitten einer historischen Posse,
von kafkaesken Zügen. Immer einen Blick auf die liebenswerten
Besonderheiten dieser Stadt gerichtet, beschreibt uns die Autorin wie
man zur Schule gegangen ist, seine Freizeit verbracht hat, sich
verabredet hat – kurz wie man lebte, seinerzeit. Am Ende eines
jeden Kapitels, als besonderes Gimmick, werden bestimmte
Besonderheiten aus dem Kapitel nocheinmal kurz erläutert. Aber ich
will nicht zu viel verraten, nur so viel, dass das Buch durchaus
lesenswert ist und auch wenn es nicht den Anspruch erhebt ein
zeitgeschichtlich bedeutsames Werk zu sein, ist es das ja doch
irgendwie. Wie schreibt die Autorin? „In diesem Buch ist vieles
erinnert und vieles erfunden.“ - Lesenswert ist es auf jeden Fall.
Die
halbe Stadt, die es nicht mehr gibt – Eine Kindheit in Berlin
(West), Reinbek, 2012, ISBN
978-3-499-62840-5